Tango Argentino in Potsdam - Weltkultur anders erben
(Artikel in der Stadtteilzeitung Potsdam West Januar 2014)
Vom Tango gibt es typische Bilder im Kopf: Netzstrumpf, Rose im Mund und so was.
Solche Bilder treffen das Wesen des Tango kaum, sind brutal reduziert,
eigentlich ziemlicher Quatsch.
Tango tanzen ist ein schöner Dialog in Körpersprache. Tango macht Spaß,
ist Kultur zum selber machen. Der Tangoflow schenkt echtes Glück,
wie etwa gemeinsamen Singen oder Musik machen.
Der Argentinische Tango entzieht sich jeder Standardisierung.
Dieser Tanz ist Improvisation, es geht nicht um Schrittfolgen,
sondern um achtsamen Umgang miteinander.
Mit jedem Schritt ergeben sich immer neue Möglichkeiten,
die man zusammen sucht. Es gibt nur aktive Rollen im Tango. Auf Impulse folgen Impulsantworten, ein stetiges hin und her, wie bei einem guten Gespräch.
Tango kannst Du nicht spielen. Sich in Pose zu werfen ist wenig hilfreich
in diesem Dialog, wohl aber der/dem anderen ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
Der Tango ermöglicht eine besondere Nähe, eine fein erlebte Sinnlichkeit.
Die Grundlage dafür ist vor allem Achtsamkeit. Das gilt für die Begegnung
zweier Menschen,
aber auch für alle, die gleichzeitig in einem Raum Tango tanzen.
Der Begriff „Soziales Tanzen“ beschreibt diese gegenseitige Rücksichtnahme,
so kann ein Flow entstehen, der alle im Saal erfasst und verbindet.
Auf den Tangoabenden, den Milongas, begegnen sich Männer und Frauen jeden Alters. Tangotänzerinnen und -tänzer sind offen für Begegnungen mit anderen Menschen.
Tango ist ja entstanden in Buenos Aires, nachdem Millionen von Menschen
auf der Suche nach neuem Leben dem Elend ihrer Heimat den Rücken gekehrt hatten.
Eine Kultur, geprägt von Migranten - daher kommen einige alte Vorurteile.
Wilhelm II nannte seinerzeit den Tanz und die Musik „das argentinische Rinnsteinkind“
und liess ihn sogar verbieten in seinem Reich.
Heute ist Tango angesagt, in vielen Städten Deutschlands, Europas,
auf der ganzen Welt treffen sich unterschiedlichste Menschen um Tango zu tanzen.
Was ist also dran an dieser Kultur?
Wer sich mit Tango Argentino beschäftigt, wird mit sich selbst und seinem Gegenüber
konfrontiert, gewinnt an Echtheit und Präsenz, lernt eine Form der Begegnung
die universell Menschen jeder Sprache miteinander verbinden kann.
Es ist also gar nicht verwunderlich, dass auch in Potsdam-West die Zahl derer
die Tangokultur pflegen wollen wächst. Daher finden Interessierte hier mittlerweile
eine ganze Reihe an Möglichkeiten in unserer Stadt.
Schau Dich um, erbe diese Weltkultur!
...Lass Dich bewegen.